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Die Klasse 10b der Gemeinschaftshauptschule Burgauer Allee diskutiert über die Pressefreiheit

Düren. Am 3. Mai, am internationalen Tag der Pressefreiheit, erschienen die verschiedenen Ausgaben der Aachener Zeitung mit einem Bild von Norbert Biskey: Einem jungen Menschen sind die Augen verbunden. Das Bild ist übersät mit Farbspritzern. Diese Ausgabe, die auch auf der zweiten Seite Pressefreiheit zum Thema macht, habe ich den 19 Schüler der Klasse 10b der Gemeinschaftshauptschule Burgauer Allee mitgebracht, als ich sie im Rahmen des Texthelden-Projektes des Medienhauses Aachen besuche. Ihr Klassenlehrer Franz-Josef Mainz hat Artikel der Dürener Zeitung in den vorherigen Wochen immer wieder in den Fächern Geschichte, Erdkunde und Religion als Aufhänger benutzt, um mit den Jugendlichen über aktuelle Themen wie die Sterbehilfe oder die Klimaschutzbewegung der Schüler ins Gespräch zu kommen.

Was für Schüler und Lehrer hierzulande selbstverständlich ist – der offene Austausch über gesellschaftsrelevante Themen –, ist längst nicht überall auf der Welt möglich. Wie wäre es in einem Land zu leben wie China, das auf der aktuellen Rangliste von Reporter ohne Grenzen zur Lage der Presse- und Informationsfreiheit nur auf Platz 177 von 180 landet? „Wir würden uns bedrängt und eingeschlossen fühlen“, ist die einhellige Meinung der Schülerinnen und Schüler. „Unterhaltungen wären sicher nicht mehr so eindeutig wie jetzt. Denn die Regierung bestimmt dann allein, was gesagt werden darf und was nicht.“ Deutschland rangiert in dem Ranking auf Platz 13. Trotzdem stellt mir der 16-jährige Agan eine durchaus angebrachte Frage: „Sind Sie schon mal angegriffen worden?“ Auch er hat von Übergriffen auf Journalisten in Deutschland gehört. Zumindest was meine Person angeht, kann ich ihn beruhigen: Niemand hat mich bisher in ungebührlicher Weise attackiert.

Eine Klassenkameradin stellt eine zweite wichtige Frage im Zusammenhang mit der Pressefreiheit: „Sagt ihnen jemand, was Sie schreiben sollen?“ Nein ist hier die klare Antwort, die die Schüler vielleicht sogar ein wenig verwundert. Kein Politiker, kein Unternehmer, nicht einmal der Chefredakteur bestimmt, was in dem Text über den Schulbesuch stehen wird. „Nur ich war hier, nur Ihr und ich wissen, was Ihr gesagt habt“, ist die einzige richtige Antwort darauf. Die hängt wiederum eng mit der Selbstverpflichtung von Journalisten zusammen, den auch die Schüler kennen: „Journalisten müssen die Wahrheit sagen.“

Diese Gewissheit führt möglicherweise dazu, dass sie relativ sorglos mit Informationen aus dem Internet umgehen. Manche und mancher hält das Internet sogar für glaubwürdiger als klassische Medien, vor allem aber für schneller. Suchen Sie eine Information im Netz, tippen Sie meist die erste Position in der Suchergebnis-Liste der führenden Suchmaschine an. Doch einigen ist durchaus bewusst, wie die dort hingekommen ist. „Wenn es wirklich wichtig ist, gucke ich bei der Tagesschau oder bei N24“, meint ein Schüler. Und Josue denkt sogar darüber nach, eine Zeitung zu abonnieren, wenn er selbst Geld verdient. „Schon jetzt gucke ich gern in der Zeitung, was in der Stadt passiert. Solche Infos bekomme ich nirgendwo anders“, ist der 17-Jährige überzeugt. (Text / Foto: Rauke Xenia Bornefeld)