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Vom Krieg nicht unberührt

Kinder und Jugendliche in Deutschland fürchten sich vor einem krieg wie in der Ukraine und Szenen im Kopf wie diese: Nach Angriffen im ukrainischen Irpin fährt ein Mädchen auf einem Roller im Hof eines beschossenen Gebäudes. (Foto: DPA)

Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch die Situation in der Ukraine bedeutet für Kinder und Jugendliche eine große Belastung. Wie sieht der richtige Umgang mit Ängsten aus?

Aachen Die Zukunft der aktuell 14- bis 29-Jährigen – so definieren Jugendforscher häufig „die Jugend“ – ist unsicher wie selten zuvor: Die Corona-Pandemie hat alle Generationen, aber vor allem Kinder und Jugendliche massiv in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gibt es mitten in Europa Krieg – so nah dran an der Europäischen Union, wie schon lange nicht mehr. Über alldem bedroht die Klimakrise das menschliche Überleben auf dem Planeten Erde.

Die Jugend reagiert darauf vor allem mit psychischer Anspannung, wie die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ von Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann in der Ausgabe Sommer 2022 feststellte. Zwar bewerteten die meisten Befragten der repräsentativen Studie ihre persönliche Zukunft positiv und glauben, dass sie ihr eigenes Leben trotz aller Belastungen und widrigen Umstände in den Griff bekommen werden. Unter der Oberfläche entdeckten die Forscher aber ein „beträchtliches Ausmaß an Verunsicherung“. Fast die Hälfte leidet unter Stress, je ein Drittel unter Antriebslosigkeit und Erschöpfung.

Dabei ängstigt aktuell vor allem die Sorge vor einem Krieg die junge Generation. „Kriegsangst hat die bisher dominierende Angst vor dem Klimawandel verdrängt. Auch die nach wie vor sehr hohen Belastungen durch die Corona-Pandemie wurden in den Hintergrund geschoben“, resümierten Schnetzer und Hurrelmann. Allerdings überlagerten sich die Ängste ebenso wie es die Krisen tun würden.

Das Internetportal „Schulpsychologie NRW“ greift bewusst die Angst vor Krieg in einem aktuellen Beitrag (schulpsychologie.nrw.de/themen/krieg) auf. Statt Kinder und Jugendliche in Watte zu packen, seien „die drei Z“ hilfreich: Zeit, Zuwendung, Zutrauen von Eltern, Lehrkräften und Freunden. Ein sachlicher Umgang mit altersgerechten Nachrichtenformaten – für Grundschülerinnen und -schüler zum Beispiel die logo-Kindernachrichten oder Karlo Klever – hilft Kindern bei der Einordnung der Ereignisse. „Jugendliche benötigen in diesem Kontext unbedingt adäquate Sachinformationen und Möglichkeiten sowie Räume zu kritischen politischen Diskussionen“, lautet der Appell für Ältere. Regelmäßige Auszeiten von der Nachrichtenflut und ausdrückliches Genießen von Sport, Kino, Kultur und Freundschaften bringen einen guten seelischen Ausgleich. Was auch hilft gegen die Hilflosigkeit: aktiv werden – Soliprojekte organisieren, politisch engagieren, teilhaben an Entscheidungsprozessen. „Wenn ich merke, dass ich Dinge verändern kann, komme ich raus aus der Hilflos-Spirale“ berichtete Lara Braun, die sich in ihrer Schule und in der Bezirksschüler*innenvertretung der Städteregion Aachen für Schülerinnen und Schüler engagiert