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Ein bisschen die Welt retten

Schülerinnen und Schüler der 4. Aachener Gesamtschule haben es sich zum Ziel gesetzt, in kleinen Schritten Veränderungen herbeizuführen. Los geht es bei der Mülltrennung.

Aachen | Sie wollen die Welt retten – ein bisschen zumindest. Zehn bis 15 Schülerinnen und Schüler der 4. Aachener Gesamtschule haben zusammen mit Lehrerin Heike Luckhard 2015 das Weltretter-Team gegründet, auch „Ayudamos“ (Spanisch: wir helfen) genannt. Seitdem treffen sie sich, besprechen und organisieren Aktionen in und um ihre Schule. „Das ist wichtig für die Zukunft. Und es macht Spaß“, erklärt der 15-jährige Marc, warum er sich Zeit für Ayudamos nimmt.

“Wir sollen und wollen Müll trennen, die Stadt gibt uns aber nur Mülleimer ohne Trennfunktion“

Vanessa (18)

Doch wie rettet man als Kind oder Jugendliche*r die Welt? In kleinen Schritten, die tatsächlich Veränderungen schaffen. Und mit ganz viel Geduld und Frustrationstoleranz. Als erstes hat das Team die Müllsituation in der eigenen Schule unter die Lupe genommen. Streng genommen die Mülleimer-Situation. „Wir sollen und wollen Müll trennen, die Stadt gibt uns aber nur Mülleimer ohne Trennfunktion“, sagt Vanessa (18), die seit diesem Schuljahr eine andere Schule besucht, aber dem Weltretter-Team treu geblieben ist. Trotzdem wollten sie das Bewusstsein ihrer Mitschüler*innen für Umweltbewusstsein allgemein schärfen.

Sie schafften selbst Mülleimer mit Trennfunktion an und lobten einen Wettbewerb für die Klassen aus. „100 Euro bekam die Klasse, die am wenigsten Müll produzierte, den vorhandenen Müll am besten trennte, sich gut um Energieeffizienz und auch um Sauberkeit in ihrem Klassenraum kümmerte. Das haben wir in den Pausen dann immer kontrolliert“, erzählt Fabio (15).

Um das Erreichte durch Mülleimer mit Trennfunktion in der ganzen Schule zu verstetigen, sprachen sie sogar beim damaligen Oberbürgermeister Marcel Philipp vor. „Er hat versprochen, sich zu kümmern, aber leider sind bis heute keine neuen Mülleimer in der Schule angekommen“, sagt Fabio. Aufgeben wird das Team deshalb nicht. „Wir gehen noch mal zur neuen Oberbürgermeisterin“, schlägt die elfjährige Sara, die noch neu im Team ist, vor und erntet einhelliges Nicken ihrer Mitstreiter*innen.

„Wir tun das nicht in einer jährlichen Projektwoche, sondern das durchzieht unsere ganze Schule, jeden Tag“

Schulleiterin Michaela Winz

Die 4. Aachener Gesamtschule hat sich verpflichtet, die Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO in ihr Schulleben zu integrieren. „Wir tun das nicht in einer jährlichen Projektwoche, sondern das durchzieht unsere ganze Schule, jeden Tag“, erklärt Schulleiterin Michaela Winz. „Das, was Ayudamos macht, ist deshalb sehr wertvoll für uns.“

Doch: Fürs Weltretten braucht man eindeutig einen langen Atem. „Aber Einfluss nehmen und anderen die eigenen Werte vermitteln, macht Spaß“, erklärt sich Heike Luckhard das starke Engagement der Jungen und Mädchen. Die nutzen dafür hauptsächlich ihre Pausen, planen – statt Fußball zu spielen oder zu quatschen – die nächsten Aktionen.

Das kann als Partner der Kinderhilfsorganisation terre des hommes ein Aktionstag als Straßenkind sein oder eine groß angelegte Fotoaktion als Statement gegen Rassismus und Diskriminierung. Möglichst viele Schüler*innen und Lehrer*innen haben sie jüngst – wieder in ihren Pausen – überzeugt, ihr Gesicht zu zeigen gegen Ausgrenzung und für ein gutes Miteinander. Die entstandenen Fotos hängen jetzt in der Eingangshalle des Schulneubaus. Eine beeindruckend lange Reihe.

„Das Thema Rassismus treibt mich schon sehr um, ich bin immer wieder damit konfrontiert“, meint Sara. Auch in der Schule. „Durch die Fotoaktion ist vielen aber klarer geworden, was Rassismus auslöst. Der Ton hat sich verändert.“

Gerade nach gelungenen Aktionen ist die Motivation natürlich besonders hoch, aber aus dem Erfolg allein generiert sie sich nicht. „Es ist unsere Zukunft. Wir müssen sie selbst in die Hand nehmen und nicht darauf warten, dass Politiker oder andere Erwachsene die richtigen Entscheidungen treffen“ meint Marc. „Partizipation eben.“