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Bauen, programmieren, probieren

Bild: Wertvoll investierte Zeit nach dem regulären Unterricht: Die Robotik-AG des Dürener Gymnasiums am Wirteltor präsentiert stolz ihre Konstruktionen.

In der Robotik-AG des Dürener Gymnasiums am Wirteltor dreht sich alles um spannende und ausgeklügelte Konstruktionen. Bis zum Berufswunsch ist es dann nicht mehr weit.

Düren Whiteboard, Legobaukästen, Computerbildschirme, auf dem Boden ein Parcours – das Klassenzimmer im Dürener Gymnasium am Wirteltor ist eine Mischung aus Lernraum und Spielzimmer. Hier trifft sich die Robotik-AG einmal in der Woche nach dem Unterricht für zwei Schulstunden. Die Schüler – im Moment sind es nur Jungen – konstruieren, bauen und programmieren an kleinen fahrbaren Geräten herum. Ihr Ziel: Die Fahrzeuge sollen es selbstständig durch den Parcours am Boden schaffen.

Wenn das System streikt

Anton hat zum Beispiel einen ziemlich langen Gabelstapler zusammen gebaut. „Der braucht hinten noch ein wenig Stabilisierung.“ Fiete versucht sich an einem Getränkeautomaten. Als er ihn vorführen will, streikt das Transportsystem allerdings zunächst. Erst ein Neustart bringt den gewünschten Erfolg. Rehansh möchte ein Fahrzeug bauen, das Dominosteine aufsammelt, auf einem Fließband transportiert und an anderer Stelle wieder absetzt. „Erst mal baue ich nur – programmieren kann ich noch gar nicht“, sagt er lachend.

Probieren, scheitern, neu probieren – das hat durchaus System in der Robotik-AG. „Der Spaßfaktor ist wichtig“, erklärt Burat Gül. Immerhin verbrächten die Unter- und Mittelstufenschüler hier kostbare Freizeit. Der Neuntklässler leitet zusammen mit Alexander Schmitz (EF) und Mo Salih (9. Klasse) die Robotik-AG. Lehrerin Kerstin Barz muss sich nur noch um die übergeordnete Organisation kümmern, die Anmeldungen sichten, den Raum aufschließen, nachhören, ob es Probleme gibt. „Aber wenn das der Fall ist, überlegt das Team auch schon selbst, wie es konzeptionell etwas ändern kann“, zeigt sie sich sehr zufrieden mit dem System „Schüler trainieren Schüler“. „Weil sie näher dran sind, können sie ohnehin besser erklären.“

Wichtigste Antriebfeder der Robotik-AG ist normalerweise die Teilnahme am Wettbewerb „RoboScope“ der RWTH Aachen. Schulmannschaften der Region treten dann mit einem Roboter an, den sie im Vorfeld so programmiert haben, dass er sich den Weg durch den Parcours mit allen seinen Hindernissen allein suchen kann. Möglichst schnell natürlich. Bewertet werden auch die Konstruktion des Roboters und eine Präsentation, die die Programmierung möglichst kreativ erklärt. Das Gymnasium am Wirteltor hat schon mehrmals gut abgeschnitten.

Können die Roboter fahren? Anton (links) und Tim testen ihre Konstruktionen.

Der Wettbewerb wurde in diesem Schuljahr allerdings erneut abgesagt – zu wenige Schulen haben sich angemeldet. „Deshalb ist die AG im Moment auf der Suche nach einem neuen Ziel“, berichtet Barz. Solange können Anton, Fiete, Moritz, Felix und Rehansh noch viele Ideen für kleine Lego-Roboter entwickeln und das Programmieren einfach mal ausprobieren. Tim ist schon so lange dabei, dass er die Programmierung im Baukastensystem eigentlich im Schlaf beherrscht. Langweilig ist dem Neuntklässler in der Robotik-AG deshalb noch lange nicht: „Die Möglichkeiten begeistern nach wie vor.“ 

Ist das Zukunft? Eigentlich sind Roboter längst Teil unserer Gegenwart. Das wissen auch die Schüler. Sie wissen aber auch: Programmieren wird wichtiger Teil ihrer ganz persönlichen Zukunft sein. „Im Informatik-Unterricht lernt man viel kompliziertere Programmiersprachen. Die Robotik-AG hat mir für das logische Denken sehr geholfen“, erklärt Burat. Alexander kann sich auch nach der Schule vorstellen, konstruieren und programmieren zu kombinieren. Vielleicht in einem Maschinenbaustudium? Tim sieht die Vorteile der Automatisierung: „Das entlastet die Menschen.“

Selbstvertrauen fürs Leben

Für Lehrerin Barz kommt noch ein anderer zukunftsweisender Aspekt hinzu. „Durch die Leitungsfunktion übernehmen die Schüler viel Verantwortung und haben Selbstvertrauen entwickelt. Das ist sicher auch gut für ihre berufliche Zukunft.“

Stolz und Selbstvertrauen entsteht übrigens auch, wenn nach vielem Ausprobieren und Scheitern das erste Mal etwas wirklich gelingt, wie Alexander sich lebhaft erinnert: „Es ist schon erstaunlich, wenn man sieht, wie der eigene Roboter sich wirklich bewegen kann. Wenn man sich dann überlegt, dass man das selbst geschafft hat, denkt man nur noch: Boah!“

Alexander, Schüler am Dürener Gymnasium am Wirteltor

Fotos: Rauke Bornefeld