Die Jugend springt ihnen noch aus dem Gesicht. Trotzdem nennen sich Vitus Studemund (16) und Peer Schwiders (19) selbstbewusst Chef vom Dienst und Redakteur. Zu Recht: Mit ihrem Online-Medium „Aixformation.de“ informieren sie zusammen mit drei anderen Mitstreitern und einer Mitstreiterin über Themen aus der Stadt und der Region wie die Klimaproteste oder die Kommunalwahl. Sie betreiben eine Webseite und bedienen alle relevanten Social-Media-Kanäle.
„Junge Leute wollen sich mit solchen Themen beschäftigen, aber sie finden kaum eine seriöse Anlaufstelle, die ihren finanziellen Möglichkeiten entspricht“, hat Peer festgestellt. Spätestens seit ihrer Berichterstattung zur Kommunalwahl in Aachen und Heinsberg – dafür hat Peer die Webseite „hswahl“ ins Leben gerufen – sind sie aber nicht mehr nur bei ihren Altersgenossen bekannt. Die höchste Klickzahl kommt von jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren. Einige Abonnenten ihrer Social-Media-Angebote sind auch älter. Wichtige Player der Stadtgesellschaften nehmen sie als relevantes Medium wahr. Die verbliebenen Aachener Kandidaten für den Oberbürgermeistermeisterposten nahmen sich vor der Stichwahl am 27. September zum Beispiel Zeit für ein Interview mit den jungen Journalisten. Die Fragen des Aixformation-Parteienchecks beantworteten alle Parteien außer die Grünen. „Mittlerweile werden wir von denen aber auch ernst genommen“, sagte Vitus schmunzelnd. Sie erhalten Einladungen zu Parteiveranstaltungen und sind im Presseverteiler.
Ihre Themen suchen sich die sechs Redaktionsmitglieder (neben Vitus und Peer sind das Rasmus Epperlein, Gareth Helmer, Clara Heuermann und Johannes Schick) meistens bei ihren Altersgenossen. „Früher habe ich vor allem Themen bearbeitet, die ich selbst interessant fand. Mittlerweile höre ich mehr auf mein Umfeld“, erklärte Peer im Gespräch mit der Medienstunde-Redaktion. Und das sind in dieser Zeit eben oft äußerst politische wie die Klimakrise oder Proteste gegen Coronabeschränkungen. Es darf aber auch mal ein Interview mit einer Radiomoderatorin sein. „Und wir versuchen unsere Leser durch interaktive Elemente zu beteiligen. Ihre Fragen zu einem Thema wollen wir kennen und in die Recherche mit einbinden“, meinte Peer. Allerdings geht Aixformation nicht so weit, nur noch im Jugendjargon zu schreiben. „Wir wollen schon ein gewisses sprachliches Niveau.“
Aixformation ging im Sommer 2019 an den Start, gegründet von Vitus, Rasmus und Gareth. Die drei Schulkollegen hatten ihre ersten journalistischen Schritte in der Medien-AG ihrer Aachener Schule getan, in Schülerzeitungsmanier digital über das Schulleben berichtet. Als die Schule ihre Öffentlichkeitsarbeit umstellte, folgte der Schritt in die Unabhängigkeit. Sie gründeten „aix:media“ (Arbeitsgemeinschaft junger Medienmacher*innen aus Aachen und der Region) als Trägerorganisation, suchten sich gemeinnützige Geldgeber, um ihre Unabhängigkeit zu gewährleisten, und programmierten die erste Website. „Am Anfang haben wir natürlich auch Fehler gemacht, es ist learning by doing“, beschrieb Vitus den journalistischen Werdegang der Redaktion.
Mittlerweile geht Aixformation technisch, wie journalistisch (Recherche und Sprache) weit über Schülerzeitungsniveau hinaus. Gebremst wird das Aixformation-Team eigentlich nur durch arbeitsintensive Klausurphasen.