Selfkant-Schalbruch. Wo versteckt sich die Meldung von dem Unfall auf der L228 zwischen Heinsberg und Saeffelen? Die Kinder der Klasse 4b der Westzipfelschule in Schalbruch durchforsten die Zeitung. Klassenlehrerin Kirsten Gerads hat ihnen nicht verraten, dass der Autofahrer von der Straße abgekommen ist und dabei zwei Bäume umgefahren hat. „Sucht einen Bericht!“, lautete die weitgefasste Aufgabe. Für das gleichnamige Unterrichtsthema nutzt Gerads „Texthelden“, das Schulprojekt des Medienhauses Aachen.
Asma und Lina sind schnell fündig geworden. Sie beginnen damit, den kleinen Unfallbericht auf der ersten Heinsberger Lokalseite nach den W-Fragen zu untersuchen: Was ist wo, wann und wie passiert und wer war beteiligt? Jede Antwort auf eine der W-Fragen markieren die Mädchen farblich. „Gehört die Uhrzeit jetzt zu ‚Wann‘?“, überlegt Benjamin am Nachbartisch.
Filip, Sam, Sanja und Moritz haben ein paar mehr Schwierigkeiten, den Artikel zu finden. Steht er auf der Regionalseite oder doch eher im Lokalen? Außerdem gibt es so viele interessante Bilder und Texte in der Zeitung, dass die Konzentration auf die Suche schon mal schwer fallen kann. Doch auch sie werden irgendwann fündig und machen sich an die Analyse. Filip schreibt als Auffälligkeit auf sein Blatt: „Es wird kein Datum genannt.“
Nach einer halben Stunde kommen die 18 Mädchen und Jungen im Kreis vor der Tafel zusammen und besprechen ihre Ergebnisse. Ein bisschen sind sie sich uneins, was alles zur Ortsangabe, also „Wo“, gehört. Reicht die Angabe L228 oder muss man auch die beiden Ortsnamen nennen? Gemeinsam überlegen sie auch, wie Filips Beobachtung einzuordnen ist. „Wenn dort Montag steht, ist ja eigentlich klar, dass es sich um vorgestern handelt“, glaubt Jan und bekommt zustimmendes Nicken von ihren Klassenkameraden. Den Kindern fällt außerdem auf, dass der Name des Unfallopfers nicht genannt wird. Sophia kann sich vorstellen, warum: „Als ich selbst einen Unfall hatte, fand ich es gut, dass mein Name nicht in der Zeitung stand. Sonst sprechen einen noch mehr Leute drauf an, als sowieso schon.“
Das Zeitungsstudium bereitet die Viertklässler darauf vor, selbst einen Bericht zu schreiben. „Das wird die Aufgabe im Klassenaufsatz sein“, erklärt Gerads. Nach der Analyse steht also die eigene objektive Betrachtung eines Vorfalls an. Der braucht dann allerdings schon ein wenig mehr Worte, als in die zehn Zeilen Unfallbericht passen. „Er muss informationsreich, aber ohne Bewertung sein“, wissen die Schüler der Westzipfelschule aber bereits auch dank des „Texthelden“-Projektes.
Text und Foto: Rauke Bornefeld