Maren Idries und Lara Wagner absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Koordinationsstelle Jugendpartizipation im Bildungsbüro der Städteregion Aachen.
Aachen | Keine Lust von der Schulbank direkt in den Hörsaal zu wechseln. Das war ein wesentlicher Grund für Maren Idries, nach ihrem Abitur erst einmal einen Freiwilligendienst anzutreten: „Ich wollte gern eine Pause zwischen Schule und Studium.“ Gelandet ist sie zusammen mit Lara Wagner in der Koordinationsstelle Jugendpartizipation (JuPa) im Bildungsbüro der Städteregion Aachen. Die beiden jungen Frauen absolvieren dort ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Politik.
Interessiert hat sie diese besondere Ausprägung des FSJ, weil sie „gern mehr über Politik lernen“ wollten – und zwar nicht theoretisch, sondern ganz handfest. Und gleichzeitig wollten sie Altersgenossen motivieren, sich ebenfalls politisch zu interessieren. Im Grunde haben die beiden jungen Frauen den Auftrag, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihre Teilhabemöglichkeiten nahezubringen sowie jugendpolitischen Gremien der Städteregion organisatorisch behilflich zu sein und sie untereinander zu vernetzen. Unterstützt werden sie dabei von Dörthe Hofmann, die nach ihrem eigenen FSJ Politik in der JuPa dort als Studentische Hilfskraft angefangen hat. „Ich war vorher schon parteipolitisch aktiv, aber erst hier habe ich die ganze Bandbreite der politischen Arbeit jenseits von Parteien kennengelernt. Und erlebt, dass die eigene Meinung nicht allein das Maß aller Dinge sein kann“, berichtet sie aus ihrer FSJ-Erfahrung.
„Man bekommt hier das Vertrauen, dass wir es gut machen werden. Und man merkt, wie viele Möglichkeiten es gibt, gesellschaftlich gestalterisch zu wirken.“
Maren Idries, FSJlerin
Als wichtigste Aufgabe obliegt der JuPa die Unterstützung der Bezirksschüler*innenvertretung (BSV). Doch wenn Wahlen anstehen – und das sind in Laras und Marens Jahr mit der Bundestags- und Landtagswahl gleich zwei schwergewichtige Urnengänge – geht es auch darum, Jugendliche der Region darüber zu informieren, Begegnungen mit Direktkandidaten und -kandidatinnen zu ermöglichen und damit, ihre Bereitschaft vom Wahlrecht Gebrauch zu machen, zu fördern. Übrigens unabhängig vom Alter. Zur Bundestagswahl haben die drei bei der ersten U18-Wahl in der Städteregion aus dem Stand 5000 Jugendliche unter 18 Jahren erreicht.
„Fridays for Future hat öffentlichkeitswirksam bewiesen, dass Jugendliche gesellschaftspolitisch etwas bewegen können. Aber einflussreiche Partizipationsmöglichkeiten gibt es schon viel länger“, meint Dörthe Hofmann. „Die BSV schickt seit 2010 einen Vertreter oder eine Vertreterin in jeden Ausschuss des Städteregionstags, zwar ohne Stimmrecht, aber mit Rede- und Antragsrecht.“
Und was bringt das den FSJlerinnen? Maren Idries hat schon drei Wochen nach FSJ-Beginn eine Online-Diskussion mit allen Direktkandidaten der Städteregion moderiert. Urnen mussten in der Städteregion verteilt, Auszählungen organisiert werden. Zusammen haben sie das Verfahren der Briefwahl erklärt – in einer Sprache, die Schülerinnen und Schüler verstehen. Sie bespielen die Sozialen Medien und tüfteln an einem neuen Video über die Jugendbank. Sie beraten die BSV, organisieren städteregionale Tage für Schülervertretungen und suchen den Kontakt zu Schulen. „Es ist Projektmanagement oft unter hohem Zeitdruck. Zugleich stehen sie in regelmäßigem Kontakt mit Politikern und der Verwaltung. Da lernt man Konflikte auszuhalten und zugleich die Form zu wahren“, fasst die städteregionale Pressesprecherin, Barbara van Rey, zusammen. Zudem Demokratiebildung pur.
Ein realistischer Eindruck des Berufslebens, wie Lara Wagner findet, aber nichts, was die beiden abschreckt. „Wir können hier etwas bewegen“, sagt sie. Und Maren Idries meint: „Man bekommt hier das Vertrauen, dass wir es gut machen werden. Und man merkt, wie viele Möglichkeiten es gibt, gesellschaftlich gestalterisch zu wirken.“